Anfang Juni 2020 fahre ich zum Basenfasten auf Sylt. Mit dem Zug bewältige ich die 700 km, die mich von meiner Fastenwoche trennen. Mich begleitet meine Mutter und ziemlich viel Aufregung. Mir ist nämlich in den letzten Tagen mulmig zu Mute, was mich dort erwartet. Ungefähr ein halbes Jahr später begreife ich erst, wie lebensverändernd diese Reise für mich war.
Nach einer langen, aber unkomplizierten Zugfahrt kommen wir auf Sylt an und suchen das Fastenhaus. Nachdem wir zunächst das falsche Haus angesteuert haben, weil der Taxifahrer es scheinbar besser wusste als wir, erreichen wir das Fastenhaus Ahlers. Es ist wahnsinnig ruhig und idyllisch hier. Wir werden herzlich begrüßt und dürfen unser Zimmer beziehen. Wir haben Glück. Ein wunderbar großes und helles Zimmer mit Balkon.
Wir gehen runter in den Bereich, wo wir die kommenden Tage mit den anderen Teilnehmenden unsere Mahlzeiten einnehmen und lernen unsere ersten Mitstreiter kennen. Unsere Fasten-Truppe scheint gut gelaunt zu sein und unsere Fastenleiterin weist uns in alles ein. Relativ schnell ist uns klar, dass wir mit Bittersalz abführen dürfen. Gut, dass ich auf der Reise so viel gegessen habe. Allerdings wäre mir alles Folgende lieber erspart geblieben… Ich überbrücke die Zeit indem ich von unserer Fahrt mit dem Zug über den Hindenburgdamm träume.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Es ist sonderbar, den Körper darauf vorzubereiten in den kommenden Tagen keine Nahrung mehr zu kriegen. Jetzt erst realisiere ich, worauf ich mich eingelassen habe. Ich darf nun schlafen gehen mit einem Darm der schwer arbeitet und dem Wissen, dass ich am nächsten Tag 10 km wandern soll. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Die Nacht wird unruhig. Meine Stimmungskurve sinkt ein wenig.
Die Wanderung durch die wunderschöne Heidelandschaft auf Sylt am nächsten Tag lenkt mich ab. Wir entdecken sogar eine Schafherde in den verwunschenen Hügeln. Überraschenderweise teilt uns unsere Fastenleiterin mit, dass wir am nächsten Tag auf sie verzichten müssen und ab sofort einen neuen Trainer bekommen. Wir sind sehr gespannt, was bzw. wer uns erwartet. Sie spricht in höchsten Tönen von Coach Chris. Abends gehe ich allein zum nahegelegenen Strand und fotografiere das Meer. Ich habe noch genug Energie und mir fehlt das Essen keineswegs.
Am nächsten Tag fühle ich mich erstaunlich frisch. Ich bin abenteuerlustig und gespannt, was mich erwartet. Unser neuer Trainer Chris stellt sich vor und geht direkt mit uns in den angrenzenden Wald. Sein treuer Freund auf vier Pfoten begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Jetzt wissen wir, dass wir jeden Morgen um 8 Uhr mit ihm Frühsport machen werden und danach 10 km wandern. Zum Frühstück gibt es einen leckeren Smoothie, den wir langsam trinken sollen. Der Frühsport tut mir gut, um wach zu werden und ich merke, wie mir der Sauerstoff hilft meinen Kreislauf anzukurbeln. Zuhause kann ich mir nicht vorstellen um diese Zeit schon Sport zu treiben, zumal ich kein Morgenmensch bin.
Pause von der Auszeit
Nach der erfolgten Wanderung, die größtenteils durch den Sand geht, bin ich ziemlich erschöpft. Ich möchte nie wieder so lange in Sand wandern. Man stellt sich das schöner vor, als es ist. Für mich ist es unglaublich anstrengend und ich schaffe es dadurch leider kaum die traumhafte Aussicht am Meer zu genießen. Danach bin ich müde und möchte mich ausruhen, wie jeden folgenden Nachmittag.
Da wir uns einen Tag Pause nehmen wollen von den körperlichen Aktivitäten und wir die Insel noch nicht kennen, entscheiden meine Mutter und ich, dass wir Westerland auf eigene Faust erkunden. Das ist kein Problem. Wir informieren Chris und verlassen morgens das Haus. Ein wunderbarer Weg durch einen kleinen Wald und dann entlang am Meer führt uns geradewegs nach Westerland. Das Wetter ist perfekt. Ich entdecke einen Teeladen, die Sylter Tee Company und bin beeindruckt von der großartigen Auswahl, da ich ein großter Fan von Tee bin. Auch probierne ist möglich. Im Café bestellen wir statt einem Aperol Spritz Wasser und Tee. Das ist ungewohnt, aber geht auch.
Am nächsten Tag bin ich motiviert wie nie um 8 Uhr im Wald. Danach wird wie gehabt gewandert und so langsam finde ich sogar Freude daran. Das Essen nimmt festere Formen an. Mittags gibt es eine Suppe und abends bekommen wir großartiges basisches Essen serviert. Ich muss mich zusammenreißen, nicht zu viel zu essen. Dann klärt Chris uns auf, dass wir nur so viel essen sollen, wie es der Größe unseres Magens entspricht – ungefähr eine Faust. Das holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich fürchte, ich esse viel zu viel, was mein Körper gar nicht benötigt.
Wehmut liegt in der Luft
Und dann passiert etwas mit mir. Ich bekomme viel bessere Laune. Meine Mutter bezeichnet mich als ausgeglichen. Ich bin entspannt, positiv gestimmt und super gut gelaunt. Selbst im Regen zu gehen, macht mir nichts aus. Ich habe die Sonne im Herzen. Etwas wehmütig bin ich, weil ich weiß, dass unser letzter Tag naht. Wir genießen also das Zusammensein mit den anderen und tauschen uns aus. Dann beginnt der vorletzte Tag vor unserer Abreise. Ich merke schon nach dem Aufstehen, dass ich sehr emotional bin. Chris legt am letzten Tag beim Morgensport einen Zahn zu. Wir haben uns alle eindeutig gesteigert gegenüber dem ersten Tag, was er uns auch löblich mitteilt. Alle sind stolz auf sich selbst und das Durchhaltvermögen in jeder Hinsicht.
Wir fahren an diesem Tag zum Rantumbecken, was auch wunderschön ist. So wie viele andere Eindrücke, die ich auf Sylt gesammelt habe. Das Wetter spielt die ganze Woche mit, als würde die Sonne nur für uns scheinen. Die Insel ist wahnsinnig abwechslungsreich und vielseitig. Gerne wäre ich mal Fahrrad gefahren, aber das hat sich nicht recht ergeben. Die Zeit ist so wahnsinnig schnell vergangen.
Unser letztes Abendessen ist sehr emotional. Es fließen bei Vielen die Tränen. Chris nimmt sich wie immer wahnsinnig viel Zeit und versucht auf jeden individuell einzugehen. Wie auch in den vergangenen Tagen gibt er uns Tipps, wie wir zu Hause unsere Erfolgsgeschichte weiterführen können. Der nächste Morgen ist traurig. Das einzig Gute ist das wunderbare Frühstück. Die gute Fee des Hauses, die sich die ganzen Tage liebevoll um uns gekümmert hat, hat sich abschließend nochmal sehr viel Mühe gegeben, damit der Aufenhalt unvergessen bleibt.
Wir genießen schweigend das Essen und Schwelgen in Erinnerungen. Es fällt mir schwer, nicht zu weinen. Ich bin mir sicher, dass es mir auf Sylt besser geht als zu Hause. Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so glücklich war. Das verwirrt mich. Mit diesem Wissen steige ich in den Zug zurück in die Heimat. In einem kleinen Reisetagebuch* halte ich meine Erinnerungen fest.
Mein altes Ich erinnert mich
Einige Wochen nach meiner Reise erhalte ich einen kleinen Brief. Ich öffne den Umschlag und ziehe eine Postkarte heraus. Ich habe ganz vergessen, dass ich mir am letzten Tag vom Basenfasten auf Sylt eine Postkarte geschrieben habe. Auf der Rückseite lese ich, was nicht in Vergessenheit geraten darf. Und dazu gehört, dass ich in Bewegung bleiben und einen passenden Sport finden soll. In der Zwischenzeit habe ich mit Yoga angefangen. Meinen Sport habe ich also bereits gefunden.
Des Weiteren weise ich mich selbst darauf hin, auf meine Bedürfnisse zu schauen. Ich glaube, auch hier bin ich auf einem guten Weg. Dann soll ich herausfinden, welches Essen zu mir passt. Das habe ich mittlerweile ebenfalls für mich geklärt. Nach dem Basenfasten auf Sylt ernähre ich mich weitestgehend basisch, da es mir damit gesundheitlich besser geht. Daraus ist mittlerweile eine fast vegane Ernährung geworden. Diese bekommt mir besser und verleiht mir ein gutes Körpergefühl.
Dann steht auf der Postkarte geschrieben, dass Balance und Gleichgewicht wichtig für mich sind. Ich darf mir mehr Pausen gönnen und sollte mir überlegen eine Auszeit NUR für mich zu nehmen. Im Großen und Ganzen rät mir mein altes Ich positiv zu bleiben und zu tun, was mir guttut. Ein fröhlicher Smiley mit herausgestreckter Zunge lacht mich an. 😜
Des Weiteren motiviere ich mich auf der Karte selbst dazu, einen „Chris“ zu finden. Jetzt weiß ich, was ich damit gemeint habe. Jemanden zu finden, der an mich glaubt. Und der mich so nimmt wie ich bin und meine Talente fördert. Der mich motiviert und mich aus meiner Komfortzone holt. Jemand, der voller Energie, verrückter Ideen und Tatendrang steckt. Jemand, der das Leben leicht nimmt. All das ist Chris. Und jetzt verstehe ich, dass ich Monate nach meiner Reise selbst zu meinem eigenen Chris geworden bin.
Zeit für etwas Neues
Niemals werde ich diese intensive Zeit vergessen, auch wenn es nur eine Woche war. Selten im Leben hat eine Woche so viel verändert und vor allem nachhaltig. Meine Umwelt spiegelt mir deutlich, dass ich mich verändert habe. Ich habe auch an Gewicht verloren. Zwar war ich vorher nicht übergewichtig, aber ich habe mich nicht mehr wohl in meinem Körper gefühlt. Vermutlich weil ich früher sehr schlank war, dadurch dass ich als Kind intensiv Ballett getanzt habe.
Nach dem Basenfasten auf Sylt zeigt die Waage 5 kg weniger. Und halte diese Kilos bzw. nehme in den folgenden Monaten noch zwei bis drei Kilos ab, bis sich mein Wohlfühlgewicht einpendelt. Das liegt vor allem an der gesünderen Ernährung. Und weil mein kompletter Tagesablauf nicht mehr ist, wie er einmal war. Ich verbringe durch die Pandemie viel mehr Zeit zu Hause und habe somit mehr Ruhe, mich um meine wahren Bedürfnisse und meine neuen Ernährungsgewohnheiten zu kümmern.
Rückblickend kann ich nicht mehr sagen, was der genaue Auslöser für meine Veränderung ist. Ich weiß nur, dass die Fastenwoche genau zur richtigen Zeit kam. Ich habe mir vorgenommen mindestens einmal im Jahr eine Woche für mich zu nehmen. Es muss nicht Fasten sein. Mein Traum ist es zum Beispiel Pilgern zu gehen. Es geht darum, seinen Alltag einfach mal hinter sich zu lassen. Auf Sylt habe ich einen komplett anderen Tagesablauf gehabt, als zu Hause. Für mich war das sehr wichtig, um zu erkennen, dass so wie ich gelebt habe, es nicht immer bleiben muss. Oft reicht es schon, Kleinigkeiten zu ändern um neue Gewohnheiten zu etablieren.
Raus aus der Komfortzone!
Das Basenfasten auf Sylt war für mich eine körperliche Herausforderung, die ich gemeistert habe und auf die ich bis heute stolz bin. Das hat mich auch emotional gestärkt. Ich bin zwar zurückgekommen und habe erstmal tagelang geweint, was meinen Freund ziemlich irritiert hat, aber danach ging es nur noch bergauf. Ich habe erkannt, dass ich etwas loslassen durfte. Mein altes Leben bzw. viele Gewohnheiten, die damit zusammenhängen. Weil es mir nicht mehr guttat, weil ich nicht mehr richtig glücklich war. Und dafür musste ich nicht viel tun. Das meiste hat sich von alleine entwickelt. Es hat gereicht, dass ich dieses Wissen hatte, dass ich so nicht weitermachen möchte. Der Rest hat sich mit der Zeit geformt.
Zum Beispiel habe ich schon lange von einem eigenen Blog geträumt. Ungefähr ein halbes Jahr später verwirkliche ich mir den Traum – das Ergebnis seht ihr vor euch. Heute bin ich wesentlich zufriedener und empfinde mehr Lebensfreude. Ich weiß, es ist ein Prozess und er wird weitergehen. Es wird wieder Tiefpunkte geben, die dazu da sind, dass man sich weiterentwickelt. Mittlerweile glaube ich Tiefpunkte sind dazu da, um Energie zu sammeln, neue Motivation und frischen Mut für den steilen Weg zurück nach oben.
Ich möchte jedem Mut machen, sich aus seiner Komfortzone zu begeben. Ob dafür eine Fastenwoche nötig ist, weiß ich nicht. Aber vielleicht ja doch. Probiert es aus. Ihr werdet es sicher nicht bereuen. Die Kombination aus dem gesunden Basenfasten und der wunderbaren Insel Sylt ist einfach herrlich und unvergesslich. ☀
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