Baum mit Wurzeln
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Gastbeitrag von Karin Wiessmann

Im Moment durchleben wir alle eine Zeit, die uns belastet. Jeder Tag stellt uns vor neue Herausforderungen. Das bereitet vielen Menschen Ängste, Stress und Sorgen. Jetzt heißt es, alle Kräfte zu mobilisieren und genügend Widerstandskraft aufzubauen, damit dieser Stress bewältigt wird.

Resilienz ist hier das Stichwort. Unter dem Begriff (lat.: resilire: zurückspringen), ursprünglich aus der Physik, versteht man die Fähigkeit eines physikalischen Körpers, sich in seine Ursprungsform zurückzuverwandeln, nachdem er verformt worden ist.

Resilienz ist aber auch unsere psychologische Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen und an ihnen zu wachsen. Resilienz ist etwas, was Schritt für Schritt durch Lebenserfahrung, Reflexion und die intensive Auseinandersetzung mit uns selbst und unserem Umfeld entsteht. Durch Resilienz werden wir belastbarer und lernen flexibler zu reagieren, um kleine Katastrophen und größere Krisen zu bewältigen.

Schicksalsschläge meistern

Wenn das Leben es mal wieder nicht so gut mit uns meint, können wir durch Resilienz ein wenig zur Normalität zurückkehren. Nicht immer. So ehrlich muss man sein. Aber zumindest haut uns mit der Zeit vielleicht nicht jedes Problem gleich komplett um. Positiv gesagt: Auch in schwierigeren Zeiten können wir lernen, zufriedener zu sein und uns über gewisse Dinge, Kleinigkeiten oder Aufmerksamkeiten zu freuen. Vielleicht eine nette Geste des Nachbarn? Eine Blume im Garten?

In meinen individuellen Resilienz-Coachings berichten meine Teilnehmer:innen immer wieder von solchen Glücksmomenten. Sie erzählen, dass sie dankbarer sind und mehr Lebensmut und Lebensqualität spüren.

Darunter war zum Beispiel eine zweifache Mutter und Selbstständige, die mir erzählt hat, dass sie nach turbulenten Tagen viel schneller zurück ins Gleichgewicht findet. Sie kann sich selbst besser steuern, ihre Ängste positiv beeinflussen und sich schneller motivieren. Dadurch schläft sie besser, achtet mehr auf positive Kleinigkeiten und reagiert insgesamt gelassener.

Oder ein Geschäftsmann, der sein Unternehmen an seine beiden Kinder als Nachfolger abgibt. Durch diese für ihn einschneidende Veränderung wird sein Leben mutig umgekrempelt. Er hat begonnen, alte Kontakte wieder aufleben zu lassen und sich endlich um sich selbst zu kümmern. Jetzt fühlt er Wertschätzung für Dinge in seinem Umfeld, die zwar schon immer dagewesen sind, von ihm aber nicht gesehen wurden. Kurzum: Dieser Senior empfindet eine tiefe Dankbarkeit für die vermeintlich kleinen, selbstverständlichen Dinge.

„Es gibt überall Blumen für den, der sie sehen will.“

Henri Matisse

Innere Ruhe bewahren

Immer wieder werde ich gefragt, wie man ein resilientes Wohlbefinden erreicht, gerade wenn die Welt unser Leben auf den Kopf stellt. Das ist eine gute Frage. Denn es ist wirklich schwer, innere Ruhe zu bewahren, wenn die äußeren Umstände schwierig sind. Man kann lernen, diese Ruhe zu entwickeln. Auch, wie man eine positive Grundstimmung aufbaut. Dadurch können wir uns schnell fangen, bevor wir den Boden unter den Füßen verlieren.

Die Hirnforschung verrät uns, wie wir das machen können: Indem wir unser Gehirn verändern, ändern wir unser Leben. Und das stimmt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Wir können tatsächlich unseren Geist durch gelebte Achtsamkeit, positive Gefühle und Motivation beeinflussen und verbessern. Es ist wichtig, dass wir uns auf das Positive konzentrieren und uns nicht vom Negativen überwältigen lassen. Positive Gedanken verändern unsere Wahrnehmung der Realität. Und unsere Reaktion darauf. Es ist, wie es ist – und wir nehmen es an, wie es ist. Nicht mehr und nicht weniger.

In diesem Zusammenhang kennen Sie sicher das Bild vom halbvollen und halbleeren Glas. Wie ist das bei Ihnen? Ist Ihr Glas halbvoll oder halbleer?

Glas mit wasser

Stärken werden Fixsterne

Jeder von uns hat Eigenschaften, die unsere Widerstandsfähigkeit fördern. Diese Eigenschaften brauchen wir, damit wir mit Stress und unerwarteten Herausforderungen zurechtkommen und diese im positiven Sinne bewältigen. Durch sie entwickeln wir unsere eigenen Stärken. Und daraus machen wir Fixsterne.

Beispiele:

  • Motivation hilft uns, unsere Ziele zu verfolgen. Motivation ist ganz wichtig bei Resilienz. Natürlich gibt es hin und wieder Hindernisse. Aber diese sollten nicht als Stoppzeichen empfunden werden. An Hindernissen wachsen wir. Hier hilft die Unterstützung durch einen Sparringspartner, der dazu beiträgt, dass man Hürden überwindet. Wer Hürden und Hindernisse überwindet, wird zur Heldin oder zum Helden.
  • Durch Mut schützen wir uns selbst und setzen uns gegenüber anderen durch. Jeder Fortschritt ist ein weiterer Abschnitt auf unserem Lebensweg.
  • Dabei können wir Großzügigkeit beweisen. Zum Beispiel, indem wir anderen Hilfe anbieten, ohne dafür etwas zu erwarten. Auch das macht uns stark.
  • Dank Ruhe finden wir zur inneren und emotionalen Ausgeglichenheit und klaren Gedanken.
  • Mit Durchhaltevermögen lenken wir den Blick auf das, was wir tun können, um uns auf den Beinen zu halten.
  • Durch Mitgefühl beruhigen wir unseren Körper und machen uns stärker.

Durch alles, was wir tun und erleben, sammeln wir Erfahrung. Erfahrung formt unser Gehirn. Wenn die Erfahrung fester Bestandteil unseres Nervensystems geworden ist, können wir sie in eine dauerhafte Ressource verwandeln. Der römische Philosoph Marcus Aurelius hat diesen passenden Satz hierzu geprägt: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe Deiner Gedanken an.“

Packliste fürs Leben

Der Lebensweg ist wie eine Bergwanderung, zu der wir einige wichtige Dinge im Gepäck haben. Für den Berg nehmen wir Verpflegung und warme, wetterfeste Bekleidung mit – fürs Leben haben wir Mut, Durchhaltevermögen und Motivation im Rucksack.

Und wenn wir dann noch unsere inneren Stärken ausbauen und widerstandsfähiger werden, erleben wir auf unserem Weg weniger Angst, Frust, Irritation, Enttäuschung, Groll und Schmerz. Regelmäßige Pausen nutzen wir zum Reflektieren, um uns selbst ein Feedback zu geben.

Frau auf Berg beim wandern

Karin Wiessmann ist nicht nur als Resilienz-Trainerin erfolgreich. Auch als systemischer Coach hat sie jahrelange Erfahrung als Führungskraft in Unternehmen und in der Beratung.

Karin Wiessmann

Mit Ihrer Forest-Medicine ist sie mit Führungskräften sowie deren Mitarbeiter:innen in der Natur unterwegs, um mit Ihnen gemeinsam – in Verbindung mit Teamtrainings und Stressmanagement – ein Bewusstsein für deren psychische und physische Gesundheit zu entwickeln. Alles in allem eine kraftvolle Kombination. 💪🌳

ℹ Mehr Infos auf https://karinwiessmann.de/

Überzeuge dich selbst davon, welche heilenden Kräfte die Natur für uns bereithält:

Waldbaden: Eine Erfahrung für alle Sinne

Quellen: Das resiliente Gehirn, Hanson, Arbor 2019, Resilienz, Engelmann, Belz 2019, Natur & Heilen 2.2021, Praxisarbeit Wiessmann, Bildmaterial: Pixabay, Karin Wiessmann

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