Gastbeitrag von Barbara Stromberg
Kaizen, gesprochen: Kai-sen, ist eine japanische Methode, die kontinuierliche Verbesserung anstrebt. Es geht darum, kleine Schritte zu machen, um langfristig große Ziele zu erreichen. Kaizen hilft dir nicht nur beim Erreichen deiner Ziele, sondern auch dabei, deinen Schweinehund zu überlisten.
Große Ziele in kleinen Schritten zu erreichen – das ist eine der Möglichkeiten, die dir Kaizen gibt. Der Schlüssel ist die Motivation: Wenn du dein Ziel jeden Tag aufs Neue ansteuerst – mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten – läufst du nicht Gefahr, dass du dich übernimmst oder einen Plan weiterverfolgst, obwohl sich die Gegebenheiten längst geändert haben.
Es geht nicht darum, große Sprünge zu machen oder Fortschritte rasend schnell zu realisieren; es geht darum, Veränderung mit Liebe zum Detail herbeizuführen.
Kaizen im Alltag umsetzen
Hier sind ein paar Beispiele für die Umsetzung von Kaizen im Alltag:
- Statt dir vorzunehmen, jeden Tag anderthalb Stunden im Fitnessstudio zu schwitzen, obwohl du bisher kaum Bewegung in deinem Alltag hast, beginnst du bei Kaizen mit ein paar Minuten Training am Tag. Deinem Ziel, fitter und kräftiger zu werden, bleibst du treu, aber du gehst es so an, dass du nicht schon am zweiten Tag entnervt das Handtuch wirfst.
- Statt dir ganz platt vorzunehmen, ab sofort 200 Euro weniger im Monat auszugeben, überlegst du dir, wie du konkret beim Wocheneinkauf günstiger einkaufen kannst.
- Statt dich zu ärgern, dass du es nie schaffst ein ganzes Wochenende für das Ausmisten des Kellers zu finden, verbringst du jedes Mal, wenn du zur Waschmaschine gehst, ein paar Minuten im Keller und nimmst 5 Dinge in die Hand, die du wegräumst oder wegwirfst.
In der Wirtschaft bewährt, im Privaten nützlich
Kaizen ist ein Konzept aus der Wirtschaftswelt und sucht dort ständig nach Verschwendungsfallen und nach Möglichkeiten zur Rationalisierung und Verbesserung von Abläufen und Prozessen – ohne, dass die Qualität darunter leidet, selbstverständlich.
Aus dem Konzept lässt sich auch einiges für das Privatleben übertragen.
Halte die Augen offen und suche nach:
- Dingen, die dich stören und prüfe, ob ihre Ursache schlechtes Material, Fehler oder Irrtümer sind
- überflüssigen Umwegen, die du verkürzen kannst
- Situationen, in denen du immer zu viel tust, weil du dich verschätzt hast
- Situationen, in denen du wartest, bis der nächste Schritt gemacht werden kann, von anderen gemacht wird oder in denen Material oder Informationen fehlen
- Leerläufen, in denen du, andere Personen oder Güter von A nach B transportiert werden
- zu langen Laufwegen
- Situationen, bei denen du das Gefühl hast, dass jemand anderes das besser kann als du oder in denen deine Talente nicht ausreichend genutzt werden.
Es geht nicht darum, stetige Selbstoptimierung und Perfektionismus bis zur Selbstaufgabe zu leben, sondern darum, die Situationen und Dinge zu verändern, die du wirklich verändern willst.
Finde diese Situationen und entscheide, ob und wie du sie jetzt und ab sofort verbessern willst.
Gehe lieber kleine Schritte, die du schaffen kannst, als dir zu große Brocken vorzunehmen.
Der Schweinehund bockt?
Hier sind zehn Tricks, um ihn zu zähmen:
- Plane realistisch
Setze deine Ziele hoch und herausfordernd, aber nicht unerreichbar. Fang klein an und steigere dich kontinuierlich. Frustriere dich nicht unnötig, indem du zu viel erzwingen willst und dann scheiterst.
- Finde das Warum
Mach dir klar, warum du dein Ziel erreichen willst. Welche Vorteile erhoffst du dir davon? Was motiviert dich dabei? Notiere dir möglichst genau, warum deine Ziele wichtig für dich sind. Sieh dir diese Liste immer wieder an, wenn du ein Motivationstief hast.
- Gib dir nicht unendlich Zeit
Mach es dir zur Gewohnheit, dir eigene Deadlines zu setzen und neue Routinen in den Kalender einzutragen, bis sie echte Selbstläufer geworden sind. Das schafft Prioritäten. Bestimme genau, wie viel Zeit etwas brauchen darf, denn Arbeiten nehmen immer so viel Zeit in Anspruch, wie man ihnen gibt.
- Gib dir ein Startsignal
Wenn dir der Start schwerfällt, zähle einen Countdown runter. „3… 2… 1…, los geht’s!“ Das hilft deinem Hirn, sich auf die Tätigkeit einzustellen und alle anderen Gedanken sausen zu lassen. Oder du sagst dir: „Wenn es 10 Uhr ist, beginne ich, egal wie ich mich dann fühle.”
- Gehe über deine Grenzen
„Jetzt ist es eh schon egal“ oder „Dafür bin ich jetzt zu müde“ sind meistens Ausreden. Veräpple dich nicht selbst. Den idealen Zustand, in dem dir alles leichtfällt und Spaß macht, wird es nie geben. Gib auf dich acht und sei nett zu dir selbst, aber nutze deine eigene Freundlichkeit nicht aus.
- Nimm den Schweinehund ernst
Akzeptiere deinen inneren Schweinehund als den Teil deiner Persönlichkeit, der dir unnötige Mühsal und Energieverschwendung ersparen will. Wenn er sich meldet, hilft es, seine Einwände aufzuschreiben und ihm zu sagen: „Danke dafür, ich befasse mich später damit.“ So kontrollierst du deine Impulsivität und förderst dein selbst kontrolliertes Handeln.
- Nutze die Pomodoro-Technik
Stell dir einen Wecker auf 15 Minuten und starte mit der Aufgabe, die dir so schwerfällt. Nach diesen 15 Minuten machst du eine fünfminütige Pause zum Durchatmen. Dann stellst du den Wecker wieder auf 15 Minuten.
Falls dir die 15 Minuten zu lang erscheinen, dann fang einfach mit 5 Minuten an. Sag dir dabei: „5 Minuten schafft jeder!“
- Mach eine Challenge draus
Langweilige Tätigkeiten, um die du nicht herumkommst, lassen sich mit einer Challenge spannender gestalten. Mach einen Sport daraus. Stoppe beispielsweise die Zeit, die du für die Aufgabe brauchst und nimm dir vor, diese Zeit das nächste Mal zu unterbieten. Oder versuche, die Aufgabe zu schaffen, bevor der letzte Ton deines Lieblingsliedes verhallt ist.
- Belohne dich
Schreibe eine Selbstbelohnungsliste und gönne dir etwas Gutes, um deine Erfolge zu feiern. Auch die kleinen. Denke aber daran: Belohnungen sollten etwas Besonderes bleiben und nicht zur Regel werden.
- Mach eine Tagesschau
Gewöhne dir an, jeden Tag eine Tagesschau abzuhalten:
- Was lief gut? Vergiss dabei nicht, dich zu loben.
- Was lief nicht so gut? Was kannst du morgen besser machen?
- Was wirst du morgen angehen?
Jeden Tag ein bisschen besser mit Kaizen
Jeder kennt diesen Spruch “Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst”. Aber: Niemand hat etwas von SOFORT gesagt. Die Kaizen-Methode gibt dir die Zeit, die du brauchst. Und lässt dir die Freiheit, den Weg zu ändern, der dich zum Ziel führt. Gehe Schritt für Schritt – aber bleib nicht stehen.
Kaizen ist ideal für alle, die sich nicht mit anderen vergleichen wollen, sondern das Ziel haben, heute ein Stück besser zu werden als sie gestern noch waren. Wie?
Durch das Setzen realistischer Ziele und die Prinzipien der 5 S: Sortieren, Systematisieren, Sauberhalten, Standardisieren und Selbstdisziplin. Erstaunlicherweise hat der Schweinehund dagegen wenig einzuwenden, denn es sind ja immer die gleichen fünf Gewohnheiten.
Buchtipp: Mit “Kaizen statt Hauruck: Wie du als Freelancer weniger selbst und weniger ständig arbeitest” habe ich diese Prinzipien in die Welt der Freelancer übertragen. Wie lässt sich das Kaizen-Prinzip auf die Prozesse in der Selbstständigkeit anwenden, wie förderlich ist es für Gesundheit und Fitness, welche Tricks gibt es, um die Finanzen in den Griff zu bekommen und wie macht man sich nicht verrückt.
Mehr über das Buch: https://www.schreiben-als-beruf.de/project/kaizenstatthauruck/ 105 Seiten | 14.81 x 0.64 x 21.01 cm | ISBN-10: 3910516009 | ISBN-13: 978-3910516007 | Herausgeber SaB Schreiben als Beruf |
Die Autorin
Barbara Stromberg ist ausgebildete Redakteurin, zertifizierte Werbetexterin und Workshopperin. In der Regel schreibt sie als Ghostwriterin Texte, die Unternehmen weiternutzen, zum Beispiel als Webtexte, als Blogbeiträge oder Fachartikel. → www.textorama.de Mit ihrem zweiten Standbein als Workshopperin hat sie 2020 mit Helga Miegel eine agile Beratungsagentur eröffnet, die Unternehmen dabei unterstützt, schneller und besser zu entscheiden. → www.ellys-ocean.de Auf dem Portal „Schreiben als Beruf“ verbindet sie die Welten von Text und Unternehmensberatung so gut es geht, zum Beispiel mit der Buch „Kaizen statt Hauruck – Wie du als Freelancer weniger selbst und weniger ständig arbeitest“ → www.schreiben-als-beruf.de |