Ich bin dann mal weg. Und zwar habe ich geplant, auf den Spuren von Hildegard von Bingen zu wandern. Das heißt ungefähr 140 km von Idar-Oberstein nach Bingen am Rhein. Ich habe mich für eine organisierte Reise entschieden. Alle Unterkünfte sind bereits vorgeplant und ich muss „nur“ noch selbst gehen.
Als ich das erste Mal von diesem Pilgerweg gelesen habe, wusste ich, dass ich das auf jeden Fall machen werde, sobald ich kann. Seitdem ist mir mein Vorhaben nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich habe die erste Gelegenheit ergriffen, die sich mir bot. Seit Beginn meiner Auszeit wollte ich etwas Sinnvolles zu machen, etwas nur für mich.
Denn als ich vergangenes Jahr meinen Arbeitsplatz vorerst verlassen habe, konnte ich noch schnell ein Wochenende im Kloster verbringen und hatte die nächsten Monate Stillstand durch die Pandemie. Natürlich war das sehr frustrierend für mich, zumal auch die Jahreszeit entsprechend nicht zugelassen hat, viel zu unternehmen.
Der Winter erschien mir ewig lang und selbst das Frühjahr war sehr durchwachsen, sodass ich mir einen Plan B überlegt habe, was ich nun mit der freien Zeit anstelle. Und so entschied ich mich, diverse Weiterbildungen zu machen und in der Zeit diesen Blog aufzubauen. Darüber bin ich auch froh, denn damit habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt.
Möglicherweise hätte ich das in einer normalen Zeit gar nicht gemacht und mich mit anderen Dingen beschäftigt oder abgelenkt. Ich wusste, dass der Juni mein Monat werden wird und ich wusste, dass ich eine Reise mache. Und für mich war dann ziemlich schnell klar, dass ich pilgern gehen möchte.
Warum pilgern?
In der letzten Zeit habe ich mich sehr viel mit mir selbst auseinandergesetzt, da ich zum einen sehr viel freie Zeit hatte und zum anderen keine alternativen Möglichkeiten, mich im Außen mit Dingen oder anderen Menschen zu beschäftigen.
Die meiste Zeit habe ich zu Hause verbracht und eine Routine etabliert, die es mir möglich macht, den Tag sinnvoll zu gestalten. Ich mache regelmäßig Yoga, meditiere, bilde mich weiter, kümmere mich um meinen Blog und versuche mit anderen in Kontakt zu bleiben. Das hat gut funktioniert. Trotzdem fehlt immer etwas. Ich glaube, in mir ist noch sehr viel ungeklärt. So als hätte ich mich nur abgelenkt von den wirklich wichtigen Entscheidungen, die in meinem Leben anstehen. Vor allem wie es beruflich für mich weiter geht.
Das sind meine 10 persönlichen Gründe fürs Pilgern:
- Das Pilgern ist in erster Linie dazu da, dass ich mit mir allein bin, in Stille. Um wieder meine innere Stimme wahrzunehmen. Oft geht es mir so, dass ich mich in all den Möglichkeiten, die ich habe, verliere und somit meinen Fokus auf die Dinge, die ICH will.
- Es passiert mir, dass ich mich schnell beeinflussen lasse von anderen und vergesse, was meine Wünsche sind. Also möchte ich mich durch das Pilgern wieder frei machen von äußeren Einflüssen.
- Ich bin noch nie allein gewandert, da ich mich nicht dazu durchringen konnte oder vielleicht auch Angst bzw. nicht den nötigen Mut hatte. Die Tatsache, dass ich mich dazu entschlossen habe, den Weg allein zu gehen, stellt für mich schon ein gewisses Risiko dar. Ich möchte jedoch mutiger werden und das soll ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.
- Das Thema Selbstvertrauen hängt auch damit zusammen. Mir kommen oft Zweifel und ich traue mir manchmal Dinge nicht zu. Das ist eventuell noch alter Glaubenssatz, den ich auflösen und loslassen möchte.
- Ich liebe die Natur und mir hat es die letzten Monate gefehlt, draußen zu sein, da das Wetter wirklich sehr schlecht war. Ich wohne mitten in der Stadt und habe zunehmend das Bedürfnis ins Grüne zu gehen und mich mit der Natur auseinanderzusetzen und wieder mit ihr zu verbinden.
- Trotz der längeren Auszeit habe ich nicht das Gefühl, mich richtig erholt zu haben oder nennen wir es mal entspannen zu können. Jeden Tag denke ich, Entscheidungen treffen zu müssen, wie meine berufliche Zukunft weiter geht und stehe dadurch ein bisschen unter Strom. Es ist mir bisher nicht gelungen, das ablegen und loslassen zu können.
- Ich möchte das annehmen, was jetzt ist und nicht schon an morgen denken. Das bedeutet darauf zu vertrauen, dass das Richtige zu mir kommen wird und zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Also die Stärkung meiner inneren Sicherheit und Intuition.
- Ich bin eine Person, die innerlich oft unruhig ist und auch selten mal ganz im Frieden mit sich. Ich erhoffe mir, zur Ruhe zu kommen. Dass ich im Frieden sein kann. Um das, was da ist, zu genießen und nicht immer auf der rastlosen Suche nach mehr sein.
- Ich liebe es außerdem zu fotografieren und freue mich auf wunderbare Fotomotive. Ich finde es so unglaublich schön, einen Moment festzuhalten und gleichzeitig eine wunderbare Erinnerung daran zu haben.
- Gerne möchte ich Klarheit finden über mich und meinen weiteren Weg.
Das sind definitiv zu viele Erwartungen für 10 Tage Pilgerreise, das ist mir bewusst. Ich habe mehr als genug Gründe fürs Pilgern. Das zeigt gut, was in mir vorgeht und was mich alles beschäftigt. Zu sehr setze ich mich selbst unter Druck und fordere viel von mir…
Ich stürze mich ins Abenteuer
Die Vorbereitung fällt klein aus. Da ich mich kurzfristig entscheide zu pilgern, kann ich nicht großartig trainieren. Ich mache jeden Tag 30 bis 40 Minuten Yoga, etwas intensiver als sonst und versuche ansonsten so viel wie möglich zu gehen. Ich kümmere mich um meine Füße, da diese sehr beansprucht werden. Somit trage ich regelmäßig vorsorglich eine Hirschtalg-Creme* auf meine Füße auf.
Zum Festhalten meiner Gedanken besorge ich mir ein Tagebuch*. Um mir lästige Biester vom Leib zu halten, decke ich mich außerdem noch mit Insektenschutzmittel* ein.
Ansonsten lasse ich mich nun auf das Abenteuer Pilgern ein. Mein Freund fährt mich nach Idar-Oberstein und wir planen noch den Ort erkunden und ins Edelsteinmuseum zu gehen. Danach bin ich auf mich gestellt und schon sehr gespannt, wie ich mich dann fühlen werde. Momentan überwiegt die Vorfreude.
Für meinen Freund wird es möglicherweise eine Herausforderung, da wir das ganze letzte Jahr jeden Tag zusammen waren. Auch ich bin gespannt, wie es mir mit der vorübergehenden Trennung ergehen wird und damit, eine längere Zeit komplett allein zu sein.
Ich bin ein kommunikativer Mensch und hoffe darauf, den ein oder anderen Kontakt auf dem Weg zu haben, weil ich Angst davor habe, mich einsam zu fühlen. Trotzdem möchte ich ein bisschen digital Detox machen und das Handy nur zur Hand nehmen, wenn es nötig ist.
Auf geht’s zum fröhlichen Pilgern! 🥾 Hier kannst du lesen, was ich erlebt habe:
Der Blog othershoes bietet eine tolle Vorbereitungshilfe zum Download an. Diese kann gegen Überweisung eines (beliebigen) Betrags erworben werden. Ich fand die Informationen sehr hilfreich und nützlich für meine Reise. Danke an Simone für die tolle Recherche-Arbeit! |
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