Schild draußen mit Schriftzug Jetzt

„Denke daran, dass die Gegenwart alles ist, was du hast. Mache das Jetzt zum Mittelpunkt deines Lebens.”

Eckhart Tolle

In der aktuellen Krise wird mir tagtäglich bewusst, dass es sich kaum noch lohnt etwas zu planen. Habe ich in den vergangenen Lebensjahren meinen Alltag, meine Woche, ja sogar mein Jahr liebend gerne mit Ereignissen vollgestopft, so ist dort jetzt nur noch gähnende Leere.

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Menschen um mich herum beschwere ich mich selten darüber. Ich muss zugeben, dass ich diese Auszeit dringend nötig hatte und knapp ein Jahr später, seit Beginn der Pandemie, fühle ich mich endlich ruhiger und gelassener.

Das Leben ist jetzt

Wieso ist das so? Die Antwort liegt in der Zeit. Schaue ich zurück, so entdecke ich überraschenderweise einiges, was sich in dem vergangenen Jahr verändert hat. Ich wohne nicht mehr allein, befinde mich in einer beruflichen Neu-Orientierung, habe einen eigenen Blog und mich erfolgreich weitergebildet. Das sind scheinbar mehr bedeutende Schritte als in all den Jahren davor.

Denn es gibt nichts mehr, wovon ich mich ablenken lasse. Im Gegenteil: Mein Fokus liegt so sehr auf den Dingen, die ich schon lange ändern wollte und jetzt habe ich endlich die Zeit dafür.

Warum ist mir das die ganzen Jahre davor nicht recht gelungen, obwohl schon länger eine nagende Unzufriedenheit privat und vor allem im Beruf vorherrschte? Ich vermute, es lag daran, dass ich nie ganz bewusst im gegenwärtigen Augenblick war. Vor allem hielt ich mich sehr gerne in der Zukunft auf. Ich war bekannt dafür, jede Stunde meines Tages durchzuplanen, sodass sogar mein eigener Freund mich um einen freien Termin bitten musste, der arme Kerl. Gut, dass er durchgehalten hat.

Das ist jetzt nicht mehr so. Weil ich versuche, mehr im Hier und Jetzt zu leben. Schaut man sich die Definition von dem Wort „Gegenwart“ an, so gibt es eine Vielzahl an Auslegungen aus der Wissenschaft, Religion, Psychologie, Philosophie etc. Doch keine ist konkret – man trifft eher auf abstrakte Beschreibungen. So ist doch die Zeit an sich ein spannendes Phänomen, da sie nicht greifbar ist. Wir haben sie immerhin messbar gemacht, um uns Orientierung und Halt zu geben.

Interessant finde ich auch, dass die Gegenwart mit Zeitlosigkeit gleichgesetzt wird. Und zugleich ist es die Zeit, in der alle Ereignisse stattfinden. Ist das nicht ein Widerspruch? Früher hatte die Gegenwart lediglich die Bedeutung Anwesenheit. Das wiederum finde ich plausibel und passend.

Schon spannend, dass das Jetzt einerseits kaum existiert und uns doch unser Leben lang begleitet durch eine Aneinanderreihung von unzähligen Momenten.

Was bedeutet leben im Hier und Jetzt?

Aus meiner Sicht sind dabei die folgenden Aspekte relevant:

  • Vollständige Präsenz und Aufmerksamkeit den Menschen und Dingen gegenüber, denen ich meine Zeit widme. Dazu gehört das Handy wegzulegen und sich mit nichts anderem zu beschäftigen. Höre deinem Gegenüber zu, ohne dir direkt eine passende Reaktion zurechtzulegen. Lass vielleicht mal Stille und Schweigen zu. Das ist nicht peinlich, sondern menschlich und natürlich.
  • Wähle Vertrauen statt Angst. Ängste resultieren oft daraus, dass man sich um eine ungewisse Zukunft sorgt, um Dinge, die evtl. geschehen mögen ohne, dass wir uns sicher sein können. Verschwende deine Energie nicht auf solche destruktiven Gedanken, sondern glaube daran, dass sich alles zum Guten entwickeln wird. Habe evtl. ein wenig Geduld, wenn es gerade nicht gut läuft.
  • Sei achtsam. Sich in Achtsamkeit zu üben, heißt ganz bewusst wahrzunehmen, was ist. Was du fühlst, riechst, siehst und dich ganz darauf einzulassen. Mir hilft es meine Kamera zu schnappen und in die Natur zu gehen. Dann bin ich ganz aufs Fotografieren und die wunderbaren Motive fokussiert. Du wirst sehen, dass du alles viel intensiver erlebst und dich auch rückblickend besser an diese Momente erinnern kannst. Ausführlich berichte ich in meinem Gastbeitrag darüber.
  • Sei dankbar den Dingen gegenüber, die du hast. Es gibt mit Sicherheit etwas, das gerade nicht so läuft, wie du es dir gewünscht hast. Das macht nichts, denn ganz vieles ist trotzdem gut und ist Wert von dir beachtet zu werden. Dankbarkeit und Wertschätzung sind so machtvoll, wenn wir sie regelmäßig praktizieren. Frage dich: Für wen oder was bin ich gerade dankbar? Dir fällt sicherlich was ein. Dadurch wirst du automatisch ins Jetzt katapultiert.
  • Lass die Vergangenheit los, um unbeschwert in die Zukunft zu gehen. Was geschehen ist, ist nicht mehr änderbar. Reflektiere und lerne aus der Vergangenheit. Jedoch maßvoll, d.h. verfalle nicht in Grübeleien oder was-wäre-wenn-Szenarien. Wichtig ist, dir und anderen zu vergeben, was geschehen ist. Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit. Du kannst dir auch aufschreiben, was in deinem Leben bisher alles gut verlaufen ist. Nutze zum Beispiel eine bewährte Journaling-Methode dafür.
  • Versuche weniger zu planen. Für mich ist das immer noch sehr herausfordernd. Ich liebe es, etwas zu haben, auf das ich mich freue. Das wird mir nun durch die Krise genommen. Und ich habe dadurch gelernt, dass es trotzdem vieles gibt, auf das ich mich freuen kann. Ich habe entdeckt, die kleinen Dinge im Leben wieder mehr zu genießen. Den leckeren Tee am Morgen, einen schönen Blumenstrauß, ein inspirierendes Gespräch mit einer Freundin, eine entspannte Yoga-Stunde… Ich könnte ewig weiter machen. Durch die großen Events und Highlights, die für uns so selbstverständlich waren, haben wir vergessen, dass wir auch in alltäglichen Momenten Freude empfinden können. Das sollten wir uns behalten, falls mal wieder herausfordernde Zeiten kommen.
  • Halte inne: Ich habe schmerzlich gelernt, dass Stillstand manchmal notwendig ist. Entschleunigung heißt auch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich wieder zu sammeln. Wir müssen nicht immer etwas tun. Die Zeit wird auch etwas für uns tun. Nichts tun geht für dich nicht? Dann versuche durch Meditation oder leichte Bewegung, wie Yoga oder Wandern deinen Geist zur Ruhe zu bringen.

Falls es dir immer noch schwerfällt im Hier-und-Jetzt zu sein oder deine Gedanken kreisen um ein bestimmtes Thema, dann frage dich: Habe ich gerade JETZT ein Problem? Und ich verspreche dir, die Antwort ist meistens nein. Wenn du gesund bist und ein Dach über dem Kopf hast, dann zerbrichst du dir gerade vermutlich den Kopf über bereits Geschehenes oder etwas, was in der Zukunft liegt.

Love it, leave it or change it.

Aus dem Coaching habe ich gelernt, nach dem folgenden Prinzip zu leben: 

  • Love it: Nimm die Situation an, wie sie ist.
  • Leave it: Geh aus der Situation raus und schließe mit ihr ab.
  • Change it: Verwandle die Situation so, wie es dir besser gefällt.

Diese Methode zeigt, dass wir nur im gegenwärtigen Augenblick die Wahl aus den 3 Möglichkeiten haben und handeln können. Diese Verantwortung liegt ganz bei uns. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir in jedem Moment entscheiden können, wie unsere Zukunft verlaufen soll. Wir müssen lediglich das Ruder in die Hand nehmen und ab und zu den Kurs korrigieren. Genauso dürfen wir uns aber auch mal treiben lassen. Sind wir zu sehr auf ein Problem fokussiert, übersehen wir manchmal die Lösung.

Gegenwart neu entdecken

Meine Erfahrung ist, dass Veränderung aus Akzeptanz entsteht. Ich darf das Jetzt annehmen, wie es ist und sollte mich nicht im Widerstand dagegen befinden. Deshalb ist es ratsam, sich nicht ständig zu wünschen, etwas wäre anders, sondern alles anzuerkennen, so wie es ist. Es ist sicherlich gut, Ziele und Träume zu haben und diese zu verfolgen. Erwartungen und Vorstellungen sind jedoch kontraproduktiv.

Ich lebe schon lange nach dem Carpe-diem-Prinzip. Ich nutze meine Tage sinnvoll und verschiebe Dinge ungern auf später. Täglich unternehme ich etwas, um meinen Zielen näherzukommen. Manchmal sind die Schritte klein, was vollkommen ok ist. Und wenn ich mich mal ausruhen muss, dann sammele ich nur neue Energie.

Hoffentlich konnte ich dir anschaulich machen, welche Möglichkeiten du hast, mehr im Hier und Jetzt zu leben. Vielleicht hilft es dir für den Anfang einen kleinen Anker im Alltag zu setzen, z.B. im Rahmen einer Morgenroutine, in der du dich innerlich auf den kommenden Tag ausrichtest. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Entdecken der Gegenwart! 😊

Brauchst du Ideen für eine achtsame Morgenroutine? Erfahre hierzu mehr in meinen Gastbeitrag: https://saskiaverhufen.de/blog/kreative-ideen-fuer-deine-morgenroutine/ 


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